Vor-OP-Gefühle

Gelernte Wörter in order of appearance:

Banane – Polizei – daistdiePolizei- Polizist – Pilot – tschüs – Kartoffel – gern – Flugzeug – Krankenwagen – lange Maschine – doch

Gestern war Mustafa beim MRT, eine halbe Stunde musste er es in der lauten Röhre aushalten. Vorher hatte er Beruhigungsmittel bekommen, wovon nichts zu merken war, bis er aufstand und umkippte. Am Abend kam dann der Anruf: Dienstagmorgen ist die OP. Nun muss ich noch schnell alles erledigen, was sich vorher erledigen lässt, denn tagsüber werde ich in der Klinik sein. Übernachten werde ich bei meinen Eltern, die näher an der Klinik wohnen. So kann ich mir die lange Fahrt sparen. Meine Kinder würde ich ohnehin nicht zu Gesicht bekommen. Wenn es gut läuft, sind wir am Wochenende wieder zu Hause.

Heute waren wir in der Bücherei und haben sie quasi leergeliehen. Mustafa war sehr begeistert von dem Konzept – etwa 20 Bücher und 30 DVDs habe ich dann aber doch wieder zurückgelegt.

Gestern Vormittag hat Mustafa mit seinen Eltern telefoniert. Er erzählte, dass er glücklich ist und bezeichnete Alma und Anton als seine Geschwister. Darüber freuten sich alle Seiten sehr. Erst ein paar Stunden später wurde mir klar, wie viel mir das bedeutet. Immerhin haben wir es geschafft, ein einsames Kind innerhalb von 10 Tagen glücklich zu machen. Gar keine schlechte Bilanz.

Minuten nach dem Telefonat rief der Onkel aus England an, den man offenbar umgehend informiert hatte. Auch er sprach noch einmal mit Mustafa und erzählte Andi dann hinterher, Mustafa hätte gern mehr Spielzeug. Andi teilte mit, Spielzeug sei in ausreichender Menge vorhanden, worauf der Onkel meinte, na, dann sei das wohl nur ein bisschen überschlagende Gier gewesen, er würde ihm das noch mal ausreden. Beim Einkaufen möchte Mustafa auch gern ganz viel haben, macht aber keine Szene, wenn wir ablehnen.

Die Nachricht, dass schon am Dienstag die OP ist, hat uns sehr gefreut. Die Operation an sich macht mir keine Angst, obwohl die Ansage, man würde das Loch im Herzen wohl ziemlich suchen müssen (das ist nicht der primäre Herzfehler), mir doch den Magen umdreht. Ärzte, die in einem Kinderherz rumwühlen. Bäh!

Viel schlimmer ist aber der Gedanke, sein Kind abgeben zu müssen. Da kann ich jetzt schon weinen.


Eure Spenden sind willkommen, vor allem natürlich direkt bei der Herzbrücke. Von der Höhe der eingegangenen Spendengelder hängt es ab, wie viele Kinder in Deutschland operiert werden können. Alles, was bei uns an Spenden ankommt und nicht direkt für Mustafa verwendet werden kann, überweisen wir später an die Herzbrücke.

5 Kommentare
  1. Andrea Görsch sagte:

    Wir drücken sehr fest die Daumen. Als ich meinen Kindern von Mustafa und euch erzählte, haben wir beschlossen, der Albertinen-Stiftung unsere Schimpfwortkasse zu überlassen. Die verprassen wir sonst in der Eisdiele – viel Glück!

    • Gesa sagte:

      Oh! Das ist aber wirklich der absolute Hammer. Grüß Deine Kinder ganz doll! Wir werden nach der OP ein Eis auf Euch essen.

  2. Ellie sagte:

    Danke für diese Berichte. Großartig, was eure Familie da leistet!!!
    Ich bin aber auch voller Bewunderung für euren Gastjungen, wie er sich in vielem doch schafft, anzupassen und nicht die ganze Zeit traurig ist. Ich war auch mal in einem völlig fremden Land, aber freiwillig und als Erwachsene und mit ein wenig Sprachkenntnis – und habe in den ersten Wochen dort das Heimweh als etwas völlig überwältigendes erlebt. Ich finde es unglaublich tapfer, wie der Kleine trotz allem durchhält.
    Euch allen weiterhin viel Energie und alles Gute für die OP!

  3. Britta sagte:

    Hallo,

    ich bin eigentlich eher zufällig hier gelandet und bin nun vollkommen fasziniert von Euch und Eurem Gastkind. Es ist wirklich toll, dass Kinder wie Mustafa eine Chance auf eine OP bekommen – und dass Menschen wie Ihr solche Kinder ganz freimütig in ihre Familie aufnehmen. Klasse!
    Zu der Überlegung, wie Ihr alle Euch richtig miteinander verständigt, kommt das Ziehen am Herzen beim Gedanken, dass ein Kind, das vermutlich eh schon eine Menge Unschönes erlebt hat, auf so lange Zeit von seiner Familie getrennt ist. Gleichzeitig finde ich es einfach nur spannend und für alle Beteiligten eine große Bereicherung.
    Und so werde ich die Geschichte rund um Mustafa gerne weiter verfolgen – zumal Dein Blog auch sonst scheinbar ein paar echte Schätzchen zu bieten hat. ;)

    Alles Gute für Mustafas OP und von Herzen ein kräftiges „Chapeau!“ an Euch alle!

    Viele Grüße von
    Britta

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