07.12.1932: Wirklich wahnsinnig wirkende Mittel (Rudu)

Rudu ist nach Amerika geflogen, wohl um die Ländereien von Papa und Guatemala im Allgemeinen zu besichtigen. Stattdessen wird er erstmal krank.


El B., 7. Dez. 32.

Liebe Leni –

hoffentlich nicht zu spät sende ich Dir meine herzlichsten Weihnachtsgrüße mit dem Wunsch, daß Du die Tage so vergnügt und munter, wie irgend möglich verbringst. Du bist ja Dein eigener Herr, man kann sich die Tage dann schon sehr nett gestalten.

Ich wollte Dir schon eher schreiben, aber mir ging es schon lange nicht gut. Am 22. kamen wir hier auf der Finca an. Am 23. war Papas Geburtstag und am 24. ging ritt ich mit ihm nach San M. und seit unserer Rückkehr am 26. fühlte ich mich nicht auf dem Damm. Man vermutet ja gleich den Magen und still für mich nahm ich gut wirkende Mittel. Endlich hatte ich solch Fieber, daß ich im Bett bleiben mußte, worauf Papa die Sache in die Hand nahm und mir Ricinus gab. Als auch das nichts nützte – ich hatte über 39° – kam Dr. A., der es auch noch mit einem wirklich wahnsinnig wirkenden Mittel versuchte. Nachdem ich so fast eine ganze Woche Abführmittel bekommen hatte – bis fast nichts mehr von mir übrig blieb – wurde dann festgestellt, daß es wohl Malaria ist, ich bekam 2 Einspritzungen und die Sache ist gut. Ich bin jetzt wieder auf, nur noch ein bischen matt. Dr. A. war wirklich sehr nett und scheint sehr tüchtig zu sein. Morgen geht es nach U., wo Papa schon seit Tagen ist und traurig ist, daß ich nicht mitkonnte, und übermorgen geht es nach Tapachula.

In Guatemala City waren wir ein paar Tage und besuchten auch Dr. G. Der erzählte ulkige Dinge von Dir und wir schrieben Dir eine Karte. Sehr nett war auch der Tag in Antigua.

Hier gab es natürlich zuerst unglaublich viel zu sehen und durch meine Krankheit bin ich natürlich nicht genügend hinausgekommen. Ich werde es nachholen, wenn wir hier in den nächsten Monaten noch einmal herkommen werden. Von La V. aus werde ich Dir näheres berichten.

Wie Du wohl bei B. Dich fühlst?? Wie es wohl in R. mit Oma[,] Maria, Werner + dem Kuh Elend gehen mag?? Wir sind sehr gespannt von Dir zu hören.

Von Herzen wünsche ich Dir nochmals, liebe Leni, eine recht vorzügliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue-Jahr.

Grüß alle, besonders Klaus, Günter, Ingrid wenn Du sie siehst.

Einen lieben O

von Deinem

Rudu.


Der Arme! Eine Woche unbehandelte Malaria und dann auch noch Abführmittel, das klingt nicht nach Spaß!

7 Kommentare
  1. Wortakzente/Kinderohren sagte:

    Ja, und schade, dass er nichts von den wirklich spannenden Dingen berichtet. Der Tag in Antigua war „nett“. Was hat er gemacht, wie schaut es dort aus – das hätte Leni bestimmt interessiert. Und mich auch.

    • Gesa sagte:

      Da stimme ich Dir vollkommen zu! Leni war vielleicht vorher schon da bzw. kannte Fotos, aber man kann ja auch mal an die Nachwelt denken.

  2. JP sagte:

    Vielleicht ist die Kuh eine Woche lang in den Genuß einer ähnlichen Behandlung wie Rudu gekommen…

Kommentare sind deaktiviert.