21.06.1933: Ich fiel einer Intrige zum Opfer (Rudu)

Könnte auch Steno sein ...

Könnte auch Steno sein …

Wieder einmal ein verspäteter Geburtstagsbrief …


21. Juni 33

Meine liebe Leni –

gestern fing ich einige Zeilen an Dich an, fiel aber einer Intrige zum Opfer, ein Telefongespräch kam, dann sich unseren anrichten und dann schnell zum Zug, um mich mit Richard zu treffen. So hole ich dann etwas verspätet das versäumte nach und wünsche Dir in allerherzlichster brüderlicher Liebe sehr viel Gutes für Dein Neues Lebensjahr. Es sind da so verschiedene Punkte, die besonders hervorzuheben wären, aber ich brauche sie wohl nicht zu nennen, denn in solchen Herzensdingen ist es schon gut zu wissen, daß der andere mit einem fühlt. Hoffentlich lebst Du Dich in Leipzig ein und bekommst Freude an Deiner Arbeit, die Dich die Unannehmlichkeiten vergessen läßt.

23.

Du musst bitte vielmals entschuldigen, liebe Leni – aber es sind schon wieder 2 Tage hingegangen + ich habe diesen Brief nicht zu Ende gebracht. Enorm viel vor noch vor Papas Ankunft, jetzt sitze ich hier im Bremer Wartesaal und warte auf ihn.
In Hamburg mußte ich Wiedersehen feiern mit Klaus + Günter und besonders mit ersterem gab es sehr viel zu besprechen. Wolf U. hat ja nun zum Glück eine Stellung.
Wenn Papa nichts Besonderes mit mir vorhat, habe ich vor am Montag nach Leipzig zu fahren. Dienstag hat der Professor Sprechstunde.
Von den Dingen hier muß ich Dir dann mündlich erzählen. Von B.s werde ich noch eine Karte senden, sobald ich genau weiß, ob ich fahre.
Bitte schelt nicht zu sehr auf mich, ich weiß, daß es an sich haarsträubend ist, daß Du zum Geburtstag keine Post von mir hattest. Ich werde mich bessern.

Von Herzen
einen lieben dicken
Kuß von Rudu


Liegt es an der Hitze? Ich kann schon wieder ein Wort nicht lesen. Rudu gibt sich aber auch gar keine Mühe, leserlich zu schreiben. Dafür hat er offenbar sein Studium doch noch nicht vergessen und möchte seinen Professor aufsuchen. Ob das helfen wird?