Friedrich hat Geburtstag – Leni bloggt (3)

35 wird Friedrich heute. Wie er seinen Tag wohl verbringen mag? Sich jetzt noch den Russen entgegen zu stellen, scheint mir derartig sinnlos zu sein. Und doch schicken noch immer Mütter ihre Söhne freiwillig an die Front. Noch immer gibt es Menschen, die an diesem Wahnsinn festhalten.

Von Westen rücken die Alliierten vor. Ich hoffe, sie erreichen uns bald, aber vor den Russen werden sie auf jeden Fall da sein. Die Straßen sind vollkommen mit Flüchtlingen verstopft, sie lagern auf dem ganzen Gut, es ist schrecklich. Viele Kinder sind unterwegs gestorben. Sie werden notdürftig am Straßenrand verscharrt, das könnte ich nicht. „Aber man kann keine Leiche mit sich herumtragen“, sagt die eine Mutter, man könne nicht mal eben auf den nächstbesten Friedhof gehen und ein Grab ausheben lassen, es ist alles überfüllt, man muss vorangehen, jeder Aufenthalt kann das Ende bedeuten.

Ich kann mir das nicht vorstellen.

Die Kinder spielen mit den vorbeiziehenden Flüchtlingskindern, die vollkommen verdreckt sind. Einige baden im eiskalten See, der leuchtend blau daliegt, obwohl er von dem vielen Schmutz schon ganz grau sein müsste.


Wie wird Friedrich seinen 35. Geburtstag verbracht haben? Kaum sehr feierlich. Er war im heutigen Polen stationiert, es dürfte ziemlich schlimm gewesen sein. Sein einziger Geburtstag als Soldat.

„Schütze Arsch“ war das Ziel seiner Soldatenausbildung, in der er nach eigenen Angaben hauptsächlich lernte, so strammzustehen, dass ein zwischen die Arschbacken gestecktes Markstück seine Prägung verlieren würde.

Das erwähnte er öfter, da er sich im Alter naturgemäß nicht mehr ganz so aufrecht hielt – von meiner Mutter, der Krankengymnastin, aber verordnet bekommen hatte, sich ab und zu mal vernünftig aufzurichten. Dann stand er da, blitze mich schelmisch an und sagte: „Sag ihr, dass ich aufrecht gestanden habe.“

Herzlichen Glückwunsch, Großpapa. Es war eine schöne Zeit mit Dir.

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