Kinder, Krieg und Stolpersteine
Seit Mustafas Besuch bei uns ist besonders Anton sehr an Krieg, Gewalt und den jeweiligen Hintergründen interessiert. Durch meine Recherchen in Sachen Großmutterbriefe bekommen die Kinder natürlich auch noch einiges mit, die Flucht vom Gut nach Hamburg sind wir schließlich auch zusammen nachgefahren.
Gestern war ich mit Anton (4) im Völkerkundemuseum. Er fand es mittelinteressant, naja, immerhin steht da ein Auto. Und Gebetsfahnen gibt es überall, wie bei uns. Beim (sehr guten!) Essen im Museumsrestaurant schaffte es Anton, der Bedienung 20 Cent abzuschnacken („Da ist einer drauf, der tanzt!“). Spannender als das Museum waren aber die Kaninchen im Garten meines Freundes, der dort in der Nähe wohnt und den wir noch besuchten. Und mit am allerspannendsten waren die Stolpersteine, die in der Rothenbaumchaussee in erschreckend großer Zahl liegen.
Ich versuchte, Anton möglichst kindgerecht zu verklickern, was es damit auf sich hat. Erst dachte er an Grabsteine: „So wie der Stein von unserem Ururopa bei dem großen, großen Haus!“
Ich setzte meine Erklärung fort, er sann eine Weile nach und rief dann begeistert:
„Ach so! Dann haben die da Steine hingelegt, damit die Bösen darüber stolpern und die Leute nicht holen können!“
Nein, so war das nicht. Aber es wäre irgendwie schöner gewesen.
Gesa, Deine Grossmutter schreibt von der Feier im Krematorium, Papá ist also eingeäschert worden, etwas überraschend für mich, war vielleicht nicht ganz so üblich in seiner Zeit. Ich als sein Enkel hatte mich schon seit langer Zeit dafür enschieden. Geht aus den Briefen hervor ob Mamá auch diesen Weg gewählt hat, denn sie sind ja zusammen dort in N. An ihren Bruder hat sie ja 41 nicht geschrieben, aber vielleicht gibt es Briefe an andere wo sie dieses erwähnt?
Lieber Alex,
bisher wusste ich nicht einmal, dass auch Mamá dort bestattet ist! Der Stein hat ja keinerlei Gravur. Aus der Kriegszeit habe ich bisher keine Briefe gefunden, jedenfalls keine, die die Familie betreffen.