Geile Scheiben
Essen, das sich an den Gaumen schmiegt
Eine Trennung ist nicht nur ein Abschied, sie ist auch eine Rückbesinnung auf die eigenen Küchenwaren. Die Aufteilung unserer gemeinsamen Dinge lief komplikationslos und ohne Diskussionen ab. Dann kam der Tag, als ich eine Handvoll Küchengerätschaften zusammenwarf, um sie zu behalten.
Ich besitze – von Geschirr und Besteck mal abgesehen – wenig Küchenutensilien. Die paar, die ich habe, sind mir jedoch sehr lieb, denn sie begleiten mich schon lange und ich habe sie mir nicht ohne Grund angeschafft. Die Küche zählt nicht zu meinen präferierten Aufenthaltsorten, es sei denn, andere sind dort glücklich am Werkeln, dann stelle ich mich durchaus mal dazu. Aber auch ich habe meine Küchenmomente – vor allem, wenn außer mir niemand da ist, der dort Essen zubereitet – und dafür brauche ich neben einem Dosenöffner gewisse Gerätschaften.
Da wären die drei Messer, die ich mir vor über 20 Jahren für 9 Francs in Straßburg gekauft habe.
Da wäre meine Tupperdose aus Caen, über 10 Jahre alt und nicht mehr sehr hübsch.

Gabs bei Monoprix im Angebot, ich habe darin hauptsächlich getrocknete Aprikosen zur Uni transportiert.
Da wären die Gewürzbehälter aus Schweden und Frankreich, diverse Jahrgänge.

Zucker, Salz, Pfeffer, dazu Paprika. Ich hatte auch mal Oregano und irgendwelche anderen Kräuterbehältnisse, das waren aber deutsche Fabrikate und die sind tatsächlich inzwischen kaputt. Aus Frankreich kommen Nelken und Zimtstangen, also die Gläser. Der Inhalt wurde mehrfach ausgetauscht.
Unbestreitbar lauter nützliche Dinge.
Und dann wäre da noch der Eierschneider.
Was ich denn damit wolle, wurde ich gefragt, als ich ihn auf das magere Häufchen der zu behaltenden Küchengerätschaften legte. Naja, Eier schneiden, oder? Klar. Aber … tja, es ist so: Ich mag hartgekochte Eier nur dann so richtig gern, wenn sie in Scheiben geschnitten sind.
Das Beste sind natürlich die Endscheiben ohne Eigelb. Man kann sie ob ihrer natürlichen Rundung perfekt an den Gaumen drücken. Essen, das sich an den Gaumen schmiegt, ist immer super. Kartoffelbrei zum Beispiel. Den isst man zwar nicht in Scheiben, dafür kann man ihn als Zusatzfeature durch die Zähne drücken. Aber gebt mir mal ein Marzipanbrot. Das muss gescheibselt werden. Nur so entfaltet es sein wahres Potenzial. Leider geht das nicht mit einem Eierschneider, der kann nur Eier, daher wohl auch der Name. Ich würde mutmaßen, dass eine Marzipankartoffel ihn auch schon überanstrengen würde, probiert es gern aus und teilt es mir dann mit, ich habe gerade keine Lust auf die Sauerei. Marzipanbrotscheiben jedenfalls, mit Schokoladenrand, eignen sich hervorragend, um sie an den Gaumen zu drücken.
Neulich aß ich völlig überteuerte gebrannte Mandeln; seitdem fehlt mir ein Stück Schneidezahn. Kann einem mit drückoptimierten Scheiben nicht passieren, so was.
Mit einem Eierschneider kann man auch wunderbar Mozarella schneiden!
Und ich habe zuerst gelesen: schneidet auch Organe … statt Orangen … ähm … ja. Vermutlich auch diese … ;-)
Organe habe ich noch nicht probiert, aber ich habe zu Schulzeiten mal Nieren in Scheiben geschnitten, das packen die sicher.
Ja, ja, Marzipan schmeckt in Scheiben am besten, genau! Bei uns gab es immer von des Vaters riesen Marzipanbrot Scheiben mit einem Stückchen Apfel und einer halben Walnuss obendrauf – wahre Kaiserhappen!
Oh ha! Eine Trennung. Für mich kamen Trennungen immer kurz vor Sterben, aber kein Wunder als Scheidungs-geschädigtes Kind. Da ist es doch schon fast egal, wer die Messer oder den Eierschneider bekommt, Hauptsache die Eltern schaffen es, die Kinder zu trösten und zerstörerische Steitereien zu vermeiden. Ich kann ahnen, was da in den letzten Monaten so viel Kraft gekostet hat und wünsche Euch allen Vieren alles Gute!
Noch was: https://vomwerdenzumsein.com/
Ein toller Blog einer Frau, die in Deinem Alter sein dürfte, die auch eine Trennung hinter sich hat, zwei Kinder, und deren Mann und sie eine unübliche Lösung gefunden haben, sich um die beiden Kinder zu kümmern.
Habe ich via Buddenbohm gefunden, vielleicht kennst Du den ja schon.